An der Stelle, an der im alten Bieber kirchliche und weltliche Macht nur durch eine Straße
getrennt war, trafen sich Biebers Sozialdemokraten am Ostermontag dem 1. April an der
Gedenktafel für das Bieberer Rathaus, das der Schuljahrgang 1925/26 gestiftet hat. Am 1.
April 1938 wurde Bieber auf Betreiben der Nazis nach Offenbach eingemeindet. Letzter
freigewählter Bieberer Bürgermeister war seit 1919 der Sozialdemokrat Adam Marsch, den
die Nazis 1933 abgesetzt und verfolgt hatten.
Die Bieberer SPD kann auf eine lange Tradition verweisen. Urkundlich erwähnt werden
die Bieberer „Lassalleaner“ erstmals in einem Bericht des katholischen Pfarrers Peter
Itzel an den Bischof in Mainz vom 15. Juli 1871 für den Zeitraum 1868 – 1871. In seinem
Buch „Bieber 8000 Jahre Geschichte“ hat Dr. Alfred Kurt diesen Bericht veröffentlicht und
damit den Bieberer Sozialdemokraten zu einer Art „Geburtsurkunde“ verholfen.
Überhaupt war der heute als eher konservativ geltende Stadtteil früher sehr oft ein „rotes
Bieber“. Sozialdemokraten und das katholische „Zentrum“ hielten nämlich nicht nur in
Bieber, sondern auch in anderen katholisch geprägten Ortschaften in den Stichwahlen
häufig zusammen und unterstützen einander, wenn der eigene Kandidat nicht mehr zur
Wahl stand.
Letztmals funktionierte diese Zusammenarbeit 1932 gegen die Nazis. Nachdem der erste
Beigeordnete, der vom Zentrum gestellte Carl Färber, plötzlich verstorben war, wurde ein
Sozialdemokrat unterstützt. So konnte sich Peter Bauer von der SPD gegen den
Kandidaten der NSDAP durchsetzen.
Der Stadtteil Bieber bestimmt die politischen Prozesse in der Stadt Offenbach stärker mit,
als es gemeinhin scheint. Ein Blick auf die Liste der ehrenamtlichen und hauptamtlichen
Magistratsmitglieder, der Bürgermeister und Oberbürgermeister, der Fraktionsvorsitzenden
und der Ehrenbürger der Stadt Offenbach, die aus Bieber kommen, weist aus, dass sich
Bieberer engagiert um das Gemeinwesen gekümmert haben und kümmern, findet
parteiübergreifend die Bieberer SPD.
